LandreciesLutepitti

Am 10.07.1805 kam der Tag der Abreise. Der Bürgermeister und der Feldhüter der Gemeinde begleiteten ihren “conscrit” nach Luxemburg, Versammlungsort der Rekruten.

Von hier aus ging es zu Fuß nach der nordfranzösischen Stadt Landrecies,[47] wo sich ein “dépôt”, eine Sammelstelle des 19. Dragonerregimentes befand. Von Landrecies aus ist der erste Brief Wageners datiert und über Dominique Wilhelm an seine Mutter adressiert. Pierre Wagener der weder schreiben noch lesen konnte, ließ seine Briefe von Regimentskameraden schreiben, die diese Kunst beherrschten. Das erklärt, warum die Briefe in verschiedenen Schriften geschrieben sind. Bezeichnend ist, daß diese teilweise schwer lesbare Korrespondenz in einem sehr einfachen Stil verfaßt ist.[48]

Am 17. April 1805 schreibt Pierre Wagener:

Liebe Mutter

Ich bin allhier angekommen und wohl zu finden. Wir waren 10 Tage auf der Reis. Meine liebe Mutter, bei unserem Ankommen hat jeder 27 livres in die Maas geben müssen. So hatte ich Sie gebeten mir 36 livres zu schicken, daß ich die 27 livres erlegen kann, und der Rest für mich. Ich hoffe Sie wird sich wohl befinden, Sie mich erhören täte wie auch grüßen tut die Verwandten. Leben Sie wohl, der ich bin Euer treuer Sohn.

Pierre Wagener [49]

Die meisten Briefe Wageners enthalten Geldforderungen. Wie wir noch sehen werden, hat er sein Geld, sowie den Anteil, den er von Frédéric Melchior erhalten hatte, bei seinem Freund Dominique Wilhelm hinterlegt. Wilhelm war sein Vertrauensmann, ein sehr gebildeter Mensch für diese Zeit, der fließend französisch sprach, weil er in Öttingen die Schule besucht hatte. Später wird Wagener Bürgermeister Wilhelm zum Verwalter seines Vermögens bestimmen.

Ein zweiter Brief, geschrieben am 7.07.1805, zeigt, daß es dem Tetinger sehr schlecht geht. Er wendet sich nicht an seine Mutter, sondern an seinen Freund Wilhelm:

Liebster Freund

Ich bitte Sie mir doch etwas Kleines zu schicken, den ich bin es sehr von Nöten. Sie wissen nicht wie schwer es ist allhier und zumahlen diesweil ich hier mit einem Fieber im Spital liege und nicht viel erhalten. Sie werden es nicht abschlagen. Wir sind noch nicht gekleidet. Gar nichts haben wir noch bekommen als nur 1 SoIs haben wir den Tag rest. Also schicken Sie mir etwas so geschwind als möglich, denn Sie wissen wie es einem Kranken ist, daß man sich gerne etwas kaufen täte. Das Übrige hat das Regiment in der Maas behalten. Ich weiß wohl, daß es schädlich ist so oft zu begehren, allein es kann anders nicht sein. Die Not zwingt mich. Ich grüße Sie tausend Mal, der ich bin der Pierre Wagener.

Meine Adresse: Monsieur Pierre Wagener, Dragon au 19e régiment, 6e campagnie. Landrecy, departement du nord [50]

Im Laufe dieses Jahres kommt ein weiterer Brief mit Geldforderungen in Tetingen an.[51] Am 31.12.1805 verkauft die Witwe Wagener eines ihrer letzten Grundstücke, ein Land in “Langenacker”, Tetingen, zum Preis von 192 F. an Jean Weynand aus Tetingen. In diesem Verkaufsakt wird der Anteil von Pierre Wagener ausdrücklich garantiert.[52]