In der Zwischenzeit versuchen die Geschwister Wagener, sich an den Erbteil ihres Bruders eranzumachen, weil sie auf seinen sicheren Tod spekulieren.Seine Mutter muß ihn davon in Breslau in Kenntnis gesetzt haben. Ihr Brief,der am 18.10.1807 in Breslau ankommt, wird von Pierre Wagener noch am selben Tag beantwortet. Er schreibt:
Heut dato, den 18. November 1807. Viel geliebte Mutter, Schwester, Bruder und Schwager. Ich lasse euch alle freundlich begrüßen und ich tue euch zu wissen, daß ich noch bei guter Gesundheit bin und ich hoffe das gleiche von euch. Euren Brief habe ich empfangen, den 18 November, mit großer Freud, deswegen, daß ich vernommen hab, daß ihr noch frisch und gesund seit. Ihr habt mir geschrieben von meinem Geld, wie ihr es machen sollt. ich will nicht, daß ihr es sollt leihen meinen Geschwister. Treibt alles ein von meinem Geld, denn es ist besser den Freunden zu leihen als den Geschwistern. Sie glauben ich wäre verloren, aber es ist nicht wahr. Sie meinen wenn sie fremden Leuten wollen mein Geld leihen, wo sie denken als keine Gefahr ist, dann sie sein Meister über alles, dann es steht ihnen frei. Und es nicht notwendig, daß meine Mutter zuhalten geht, für andere Geld zu leihen. Ich wäre zwar Geld notwendig, aber schicken sie mir nichts, denn es kommt nicht. ich kann euch nicht viel Neues schreiben. Wir hoffen bald in Frankreich zu kommen, denn der Fried ist gemacht mit den Russen und den Preisen [64] ,so daß ich euch meine Komplimente sagen kann. Dominicus Wilhelm von Teting, sie brauchen mir nicht zurückzuschreiben, bis ich ihm schreibe. So machen sie wie ich ihnen geschrieben hab. Peter Wagener von Teting 1807 [65]
Was Pierre Wagener Dominique Wilhelm mitgeteilt hat, war nicht herauszufinden, weil dieses Schreiben nicht mehr existiert. Sicher ist nur, daß die Geschwister Wagener, mit dem Einverständnis Wilhelms, das Elternhaus,mitsamt Scheune und Ställen, an ihre Schwester Catharina Wagener, zum Preis von 750F. verkauften. Catharina Wagener mußte an jedes Familienmitglied 150F. zahlen. Über das Schicksal der Mutter ist nichts bekannt. Sicher ist, daß sie das Wohnungsrecht in dem verkauften Haus behielt. Sie wird aber in den nächsten Jahren das Dorf Tetingen verlassen haben müssen, denn sie ist nicht in ihrem Heimatdorf gestorben. Über ihr Todesjahr finden sich weder im Pfarrarchiv noch im Gemeindearchiv Anhaltspunkte.
Welche Rolle Dominique Wilhelm in diesem Streit spielte, ist nicht mehr genau zu klären. Daß er aber genau über Pierre Wageners Geld Buch führte, geht aus einem vergilbten Register hervor, das sich im Laux-Kihn Archiv befindet.[66] Das unvollständige Register wurde von Wilhelm im Jahr 1807 angelegt und besteht aus 9 Seiten. Wir veröffentlichen hier jene Stellen des Registers, die uns Auskunft über die Verwaltung von Pierre Wageners Geld geben:
Seite 4
Von Pierre Wagener seiner Rechnug von was er bekommen hat von dem Mathias Schmitz von Leudelingen für zu lohnen und von seiner Erbschaft von seinen Gütern und Haus:
Das erste Mal bekommen 25 Louis d’Or von dem Mathias Schmitz von Leudelinn
Noch der Rest bekommen 29 Louis d’Or. Sein Hauptsomma ist gewesesn 54 Louis d’.
Von den Leudelinger Interessen von 2 Jahren bekommen 29 Louis d’Or,all.
Von der Steye was übergegangen ist von Jean Grimmeler, bekommen den Steypreis wie alle Kosten bezahlt waren. Und was den Berna (lies: Bernard Wagener der Bruder Pierre Wageners) und Nilles gekauft haben was in allem:51 Kronen 5 Livr.
Die Catharina Wagener hat das Haus und Garten gekauft. Ich hab sein Theil (lies: Pierre Wageners Anteil) verkauft mit Vollmacht von ihm, welche beym Akt zu Monderig ist eingeschrieben. Auf dem Akt ist er schuldig 150 Livres und von einem Schuldzettel noch schuldig, so nicht ausgesetzt ist: 54 Livres.Diese interessante Seite des Registers gibt Auskunft über die eigentliche Summe, die Frédéric Melchior an Pierre Wagener als seinen Ersatzmann zahlte. Die Vermutung liegt nahe, daß Melchior nicht das nötige Geld besaß, um Wagener zu bezahlen. Er mußte es wahrscheinlich bei Mathias Schmitz aus Leudelingen geliehen haben. Die Summe betrug anfangs 54 Louis d’Or. Hinzu kamen die Zinsen von 3 Jahren, wie Wilhelm schreibt, was noch einmal 29 Louis d’Or ausmachte. Die Gesamtsumme, die Wagener also bekommen hatte, betrug 83 Louis d’Or.
Seite 5
Ich habe bekommen von dem Jean Nilles, Interesse: 9 Livres und von dem Berna: 12 Livres auf das Geld, das sie gelehet (lies: geliehen) haben. Total heut den 20ten April waren in allem: 317 Kronen, 2 Livres, 50 Cents.
Die 9 Kronen habe ich bekommen von dem Schuldzettel von Catharina Wagener und ihm den Zettel wiedergeben. 12 Sols vom letzten Brief bezahlt. Item hab ich empfangen von Jean Nilles und Bernard Wagener auf in den Interessen von dem Pierre Wagener: 29 Fuhren Stein, jede Fuhre zu 5 Stüber.
Wie aus dieser Seite des Registers hervorgeht, hat Wilhelm den Geschwistern Pierre Wageners Geld geliehen. Er konnte zu dieser Zeit nicht ahnen, daß Wagener damit nicht einverstanden sein würde.
Seite 6
Von was ich bezahlt hab von dem Pier Wagener seines Geld, und was ich aufgeleihen hab und was Catharina Wagener noch bezahlen muß vom Haus und Garten der Mutter weilen sie den Widdem darauf hat.
Hab ich ihm selber einmal gebe, als er noch hier ist gewesen für ein und Kleidung zu kaufen wie er das Gezeihe (lies: Kleidung) gekauft hat: 19 Kronen. Item noch das Mahl geben einmal: 2 Kronen. Item wie er fortgegangen ist, ihm geben: 15 Kronen. Item ein Blatt Timbere (lies: Briefmarken) gekauft und Zier (lies: Trinkgeld) bezahlt: 1 Livre, 80 Cent. Item hab ich ihm 6 Kronen nachgeschickt 4 Pies 3 Stüber für das Geld und Brief frei machen: 6 Kronen, 2 Livres, 25 Cents. Item ein Brief bekommen von Landersy, von der Quittung: 60 Cent.
Item noch 4 Kronen nachgeschickt, den Brief und Geld frei machen, 21 Livres, 16 Cents. Und 12 Sols für einen Brief bekommen: 60 Cents. Item hab ich ihm gegeben wie er hier war für auf die Reisen zu gehen: 3 Kronen. Item seiner Mutter geben wie er hier war für Schuhe zu kauf für fortzugehen wieder: 1 Krone. Item wie er wieder zum Regiment gangen ist, bezahlt und ihm geben 4 Kronen und ein Kron für die Vollmacht die er mir geben hat bezahlt: 5 Kronen.
Seite 7
Item hab ich 10 Pies ihm nachgeben bey Straßburg, wie er da war und frey machen. Item hab ich ihm meine Sackschicht(?) verkauft für 3 Pies wie er gangen ist. Item für drey Brief bezahlt 1 Livre. Item noch einmal nacher Schlesingen geschickt 4 Kronen und frey machen 33 Sols und den Brief vom 30 Marty 1808 bezahlt: 10 Sols.
Seite 8
Von was ich aufgeliehen hab von Peter Wagener seinem Geld und was noch aufstehet. Item hab ich 20 Kronen geben auf Kurzenacker, welches von seiner Schwester ich in Versetzing hab. Item den Brief kostet von dem Stück 5 Livres. Das Control kostet von dem Stück welche ich bezahlt Seiner Mutter Margretha Grimmeler hab ich geliehen 10 Kronen von die Ruhen(?) zu bezahlen und neun Kronen noch von dem Geld 3 Kronen hat sie gut. Bleibe als mir schuldig noch 16 Kronen.
Item seinem Schwager Jean Nilles einmal geliehen den ersten Abril 1805 oder des 13t. Jahr, 16 Kronen und den 8 Abril 1805 hab ich ihm geleihen 11 Kronen. Von beyde Somma ich ein Akt hab von dem Herrn Motgé (Motte) 8t. Abril 1806 auf erste Forderung. Item hab ich noch demselben gliehen 12 Kronen im Jahr 1807 am 1. May, wovon ich ein Schuldzettel hab. Item dem Berna Wagener hab ich geliehen den 1t. Abril 1805 oder 13. Jahr, 16 Kronen. Demselben noch 11 Kronen geliehen den 8. Abril 1806. Von beyde Somma ich von Herrn Moté wie oben. Item sein Schwager von Peppingen geliehen den …. 1808, wovon der Herr Schanuß von Helling denselben Tag ein Akt gemacht hat, 18 Kronen geliehen.
Seite 9
Von was noch einzutreiben ist von der Catharina Wagener, von Haus und Garten so es noch schuldig zu bezahlen: 34 Kronen.
9 Kronen seint hierauf bezahlt von den 9 Kronen hab ich seiner Mutter Margaretha Grimmeler geliehen. Jetzt ist sie in allen 19 Kronen schuldig mir.
Das Register schließt an dieser Stelle mit einem Total von 220 Kronen, 86 Cents. Wie man sieht, hat Wilhelm die Verwaltung von Wageners Vermögen sehr ernst genommen.